Woher kommt der Name?
Eigentlich wäre es anständig, wenn unser Hotel und Restaurant heute
"Nölle's Wellenbad" heissen würde.
Warum nun der Name "Wellenbad"?...
...besagter »Nölle« (er hieß im bürgerlichen Namen D. Schulte, wohnhaft in Geisecke) war Bauer. Offensichtlich wurde »Nölle« ein gerüttelt Maß an Bauernschläue mit auf den Weg gegeben, denn sonst wäre er wohl nie auf die Idee gekommen an diesem - regional seit Urzeiten bestehenden - Ruhrübergang (Foto links) im Jahre 1860 einen Fährbetrieb zu eröffnen und gleichzeitig mit dem Bau des Alten Fährhauses unser heutiges »Wellenbad« zu begründen. |
...(Nölle gestattete den durstigen Passagieren seiner Fähre bei entsprechend hoher Zeche im Fährhaus das kostenlose Übersetzen mit der Fähre) ging's rasch bergauf mit der Gastwirtschaft. |
...Im Jahre 1866 zeigte D. Schulte gt. Nölle, im vor dem Haus gelegenen Wehr in der Ruhr, die Eröffnung seiner Bade-Anstalt (Foto Geburtsurkunde) im örtlichen Miteilungsblatt an. Fortan konnte man in Badehäusern, welche im abschiesenden Wasser hinter der Staustufe aufgestellt waren, in der »Welle baden« (hiermit wäre dann auch die am Tag mindestens 3 mal von Gästen gestellte Frage wie der Name »Wellenbad« den entstanden ist, beantwortet). |
...auch die Badeanstalt lief prächtig! Bald sogar so gut, dass namhafte Ärzte der Umgebung den großen Nutzen der Badeanstalt attestierten (Auszug aus einem Gutachten »...in manch krankhaften Affectionen ausgezeichnet bewährt und gehören zu diesen Affectionen vor allem diejenigen, welche durch die Überfüllung von Blut in den Unterleibsorganen entstanden sind. Die Bäder wirken dehalb ausgezeichnet bei Unterleibs-Pletoria, Hämorrhoidal-Leiden, Utherin Infarkten, weißen Flüssen etc...«).
Doch die Anreise der Kurgäste zum Wellenbad gestaltete sich oft schwierig und ließ Nölle nicht ruhen. Erneut ließ Nölle 6 Jahre verstreichen und wandte sich dann an die Bergisch-Märkische-Eisenbahn ( »...Da man zu den Bädern, da sie etwa eine 3/4 Meile von Schwerte entfernt liegen, sehr schwer gelangen kann und würde die königliche Eisenbahndirektion imstande sein, diesem Übelstande abzuhelfen, wenn dieselbe zwischen Schwerte und Langschede vormittags und nachmittags, je ein hin-und zurückgehender Zug bei Bude 5, in deren Nähe die Bäder liegen, wollte anhalten lassen...«) |
...die Bahnstation Schwerte Geisecke wurde pünktlich zur Badesaison 1873 eingeweiht. Dann wird es rar mit Informationen um »Nölle«... Spätere Eigentümer verfeinerten die Idee mit der Fähre und erbauten im Jahre 1891 eine Stahlhängeseilbrücke (Lithografie aus dem Jahre 1903 rechts), welche 1930 durch eine massivere Brücke ersetz wurde, 1945 kurzerhand in die Luft gejagt wurde um dann 1959 wiederaufzuerstehen. |
... wurden Nölles Badehäuser abgerissen und man vergnügte sich ganz ungeniert im angestauten Wasser der Ruhr (Foto links). Nölles Fährhaus gehörte seit 1923 den Dortmunder Stadtwerken (Foto rechts / 1903) welche noch heute auf unserem Grundstück Trinkwassergewinnung für einen Großteil des Ruhrgebietes betreiben. Dies wird wohl auch die Ursache für die Bombardierung der Möhnetalsperre im Jahre 1943 gewesen sein. Die stauermauer ging zu Bruch, tausende Menschen starben in der Flutwelle die noch im Wellenbad (40 km von der Möhnetalsperre entfernt) verherende Schäden anrichtete und bis 10 cm unter der Erdgeschoßdecke stand. |
...mauserte sich über die Jahre zu einem angesehen Ausflugslokal, seit 1980 gar zu einem Hotel (Foto links / Wellenbad 2006). Nach 150 Jahren Wellenbad und in meinem 4. Jahr hier an der Ruhr kann ich Bauer Schulte Nölle gut verstehen, gerade hier sein Fährhaus errichtet zu haben. Vielleicht verstehen Sie unseren Nölle ja auch, wenn Sie einmal Gast bei uns waren, den Morgennebel über der Ruhr beim Frühstück beobachten, die zauberhafte Stimmung bei Sonnenuntergang, welche das gegenüberliegende Ruhrufer mit seinen Pferdekoppeln in ein magisches Licht taucht. Die angenehme Abendkühle im Sommer unter einem unserer Baumriesen - Nölle hat es wahrscheinlich genauso wahrgenommen...? |
Schwerte / Geisecke 18.12.2009 Lars-P. Weinhold